005 - Der Meister von London by Benedict Jacka

005 - Der Meister von London by Benedict Jacka

Autor:Benedict Jacka [Jacka, Benedict]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Fantasy/Sci-Fi
Herausgeber: Blanvalet Taschenbuch Verlag
veröffentlicht: 2020-11-15T23:00:00+00:00


8

Ich schwebte durch Träume, alte Erinnerungen stiegen an die Oberfläche und versanken wieder in den Tiefen. Eine Tür öffnete sich, und ich trat hindurch.

Dadurch änderte sich alles, wurde fokussiert und klar. Ich stand in einem Gang aus schwarzem Stein. Sanftes Licht glühte in Haltern, wurde von den Wänden reflektiert. Die Mauern, der Boden und die Decke bestanden alle aus derselben Substanz – irgendetwas zwischen Stein und Glas, mit spiegelnder Oberfläche, die das Licht mit perfekter Klarheit zurückwarf. Mit den Fingern strich ich darüber und stellte fest, dass es sich kühl und glatt anfühlte. Ich drehte mich um und sah hinter mir einen offenen Durchgang.

Der Ort war mir unbekannt, aber es schien keine direkte Gefahr zu drohen, und ich war neugierig. Also lief ich den Gang hinab.

Der Flur führte in einen großen, geschwungenen Saal. Ein langer Esstisch aus dunklem Holz stand in der Mitte; Schüsseln aus leuchtend grünem Glas waren über seine Länge verteilt. Ein Stück weit entfernt sah ich ein Sofa und Sessel, alle im selben auffälligen Grünton, der in einem seltsamen Kontrast zu den Wänden aus schwarzem Glas stand. Lampen hingen von der Decke herab, und eine Reihe gewaltiger Bogenfenster in der linken Mauer dominierten den Raum. Sie verfügten weder über Glas noch sonstige Scheiben, und die Aussicht war so bizarr, dass ich hinüberging und mich auf einen der Fenstersimse stützte, damit ich sie besser erfassen konnte.

Durch die Fenster sah ich einen Balkon mit Geländer aus demselben seltsamen schwarzen Glas und dahinter eine unmögliche Landschaft, die sich in unendliche Weiten erstreckte. Riesige Bäume erhoben sich neben spiegelnden Seen, ragten in einen klaren blauen Himmel auf. Die Bäume waren so groß wie Hochhäuser, und nur die Perspektive ließ erkennen, wie gewaltig sie wirklich waren. Der größte Baum konnte vermutlich der St. Paul’s Cathedral Schatten spenden, und winzige Holzhäuser und runde Plattformen lugten zwischen den gewundenen Zweigen hervor. Noch weiter in der Ferne erkannte ich Hügel, ferne Grasflächen und sonnenbeschienene Berge am Horizont. Überall wimmelte es von Leben: Vögel flogen umher, Gras und Bäume und Blumen wuchsen auf den Hügeln. Das Land war üppig und grün … bis man hinabsah. Ein paar Hundert Schritt weiter brachen das Gras und die Bäume abrupt ab, als hätte man sie mit dem Messer abgetrennt. Eine schwarze Mauer formte einen perfekt geschwungenen Bogen um meinen aktuellen Aufenthaltsort, erstreckte sich nach links und rechts bis zu der Mauer mit den Fenstern. Dieser Gegensatz war rasiermesserscharf und verblüffend – vor der Mauer blühten Blumen auf den Wiesen, und hier drinnen war alles aus demselben schwarzen Glas, ohne auch nur einen Grashalm, der die unnatürliche Glätte durchbrach. Draußen Natur, wild und lebendig; drinnen alles künstlich, ordentlich und tot.

Es war Anderswo, da war ich sicher, aber ich hielt mich nicht in einem Teil auf, den ich schon einmal betreten hatte. Ich sah hinab zum Boden, schätzte den Winkel ein und erkannte, dass ich mich in einem Turm befinden musste. Der Schwung der Mauern ließ ahnen, dass sie wohl einmal ganz herumführten und einen Kreis um den Turm in ihrer Mitte bildeten.



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